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Cholera und ihr Erreger Vibrio cholerae
Eigenschaften des Bakteriums Vibrio cholerae |
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Die Gattung der Vibrionen besteht aus geraden und kommaförmigen Bakterien, welche sich mit Hilfe von Geisseln fortbewegen (siehe Abb.). Vibrionen sind fähig, sowohl in einer aeroben, wie auch einer anaeroben Umgebung zu überleben und sind nahe verwandt mit der Gattung der enterischen Bakterien. |
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Die meisten Vibrionen sind sehr einfach zu züchten und können sich in einem künstlichen Medium, mit Glukose als einzige Energiequelle, vermehren. Da viele im Meer Zuhause sind, kann es vorkommen, dass ein optimales Wachstum erst in einer zwei- bis dreiprozentigen NaCl-Lösung erreicht wird. Vibrionen variieren in ihrer Fähigkeit, verschiedene organische Stoffe als Nahrung verwenden zu können und es existieren bekannte Formen, die mehr als 150 verschiedene organische Verbindungen abbauen können. Befinden sich Vibrionen in einem flüssigen Medium, so bewegen sie sich fort mit einer einzigen Geissel (wie Abb.). Sind sie jedoch auf einem festen Untergrund, so können sie mehrere seitliche Geisseln entwickeln.
Vibrio cholerae löst im Menschen Cholera aus, indem es ein enterisches Gift im Dünndarm ausscheidet.
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Zur Krankheit Cholera |
Die Cholera wird vom Bakterium Vibrio cholerae hervorgerufen, welches im Dünndarm Toxine ausscheidet. Die Inkubationszeit beträgt 2 - 3 Tage. Bei Ausbruch der Krankheit beginnen das Gesicht und andere weiche Körpergewebe aufgrund des grossen Wasserverlusts zu schrumpfen. Dieser Wasserverlust wird durch massiven Durchfall hervorgerufen, bei dem man innerhalb von 24 h 15 - 20l Wasser verliert. Zur Verstärkung dieses Umstandes trägt noch das Erbrechen bei. Die Haut wird kalt und spannt sich nicht mehr, sie verliert ihre Elastizität. Der Blutdruck sackt ab, der Puls wird schwach, es kommt zu Muskelkrämpfen. Es kommt zu einem Kollaps, die Gliedmassen werden blau und der Körper ist allgemein unterkühlt. Die Krankheit dauert 2-7 Tage, der erste Choleraanfall ist zu 70% tödlich. |
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Behandlung |
Sind genügend Ressourcen vorhanden, so bekämpft man die Cholera mit einer Chemotherapie mit Sulfonamiden. Hinzu kommt die Behandlung mit Breitbandantibiotika, um den Durchfall zu verkürzen. So beschränkt man den Flüssigkeitsverlust. Genau dieser Flüssigkeitsverlust ist das tödliche an der Cholera. Ist der Betroffene bei Bewusstsein, dann wird ihm eine Natriumchloridlösung mit Natriumbicarbonat, Natriumlactat und 2% Glukose zugeführt. Ist er hingegen schon bewusstlos, so muss dem Patienten die Lösung (ohne Glukoseanteil) intravenös verabreicht werden. Man führt dem Patienten diese Lösung solange zu, bis er keinen Durchfall mehr hat. |
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Geschichte |
Der schon bei Hippokrates vorkommende Name Cholera bezeichnet erst seit ca. 1830 die heute so genannte spezifische Infektionskrankheit. Aus ihrem Ursprungsland Indien breitete sich die Cholera in einer 1. Pandemie I826-37 nach W. aus und erreichte 1832 England, Frankreich und N-Amerika. Die Schweiz blieb mit Ausnahme des Südtessins (1836) verschont. Während der 2. Pandemie (1840-62) konnte der Londoner Arzt J. Snob einen Pumpbrunnen. der verunreinigtes Wasser lieferte, als Infektionsquelle identifizieren. Die Epidemie berührte das Tessin und das Wallis und brach 1854 im Aargau. 1854-55 in Zürich und Genf, 1855 in Basel aus. Die 3. Pandemie (1863-75) breitete sich aus Italien schon 1864 ins Tessin, v.a. aber 1867 in den Raum Zürich aus und ergriff sekundär die Kt. SZ und SO. Während der 4. Pandemie (1883-94) wurde die Cholera 1884 nochmals nach Genf eingeschleppt, das Tessin vermochte sich durch Quarantänemassnahmen an der Landesgrenze zu schützen. In Ägypten und Indien entdeckte R. Koch 1883/84 den Erreger und seinen Uebertragungsweg. 1892 konnte er dabei in Hamburg die entscheidende Rolle der Wasserversorgung nachweisen: Während Hamburg, das sein Wasser aus der Elbe schöpfte, über 8000 Menschen verlor, blieb das angrenzende Altona mit seinem sauberen Trinkwasser von Cholera frei. Die Aufklärung der Ursachen von Cholera und Typhus trug auch in den Schweizer Städten zur Umwelthygiene bei: Abfall- und Abwasserbeseitigung, Trinkwasserversorgung. Betroffen von der Cholera sind heute v.a. Entwicklungsländer mit schlechter Hygiene. Während 1988 der WHO aus 30 Ländern 44120 Cholerafälle gemeldet wurden, stieg nach Ausbruch der Choleraepidemie in Peru (Anfang 1991) die Zahl der Fälle in Lateinamerika auf rund 350000 und hatte bis Ende 1991 3600 Todesopfer gefordert. |
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Quellen: |
- Brockhaus Enzyklopädie unter Cholera; Encyclopedia Britannica dieseases cholera;
- Spektrum der Wissenschaft Dossier: Seuchen;
- Unterricht Biologie Ausg. 219
- Internetpages:
Biologie 330 (Info zu v. cholerae & Bild v. cholerae) www.medport.de
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